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150. Geburtstag Paul Graetz

150. Geburtstag Paul Graetz

Ein Geburtstag ist noch lange kein Grund, älter zu werden!

Zum 150.: Als Kalenderblatt haben den Geburtstag aufgeführt:

„1875 - Paul Graetz, deutscher Afrikaforscher, fuhr 1907 bis 1909 mit dem Automobil von Daressalam im heutigen Tansania 9.500 Kilometer bis Swakopmund in Namibia, gest. 1968“

Der Stern, Der Nordschleswiger, Süddeutsche Zeitung, Fränkische Landeszeitung, Schwarzwälder Bote,
die Online Portale Upday News und MSN.

Ein Artikel im Oldtimer Markt Magazin ist in Vorbereitung zur Veröffentlichung.

Man lebt nur einmal.

Und wenn man es richtig macht, reicht das auch.

Deshalb hier eine schnelle Kurzbiographie von Paul Graetz:

Das Motto von Paul Graetz: Träume haben, Neues wagen, große Leistungen erbringen.

Der barocke Genussmensch Paul Graetz wuchs in Dresden bei seinem Onkel auf, nachdem sein Vater früh verstarb. Technikbegeistert und aufstiegsorientiert verpflichtete er sich in der kaiserlichen Armee. Wegen seiner guten Ausbilderleistungen wurde ihm ein Auslandseinsatz im Boxeraufstand 1900 verwehrt.

Bereits 1901 erhielt er wegen besonderer Tapferkeit im Frieden als Leutnant das Ritterkreuz II. Klasse und wurde zur Belohnung auf eigenen Wunsch in die damalige Kolonie Deutsch-Ostafrika versetzt. Hier war er mit Straßenbau beschäftigt, einer Aufgabe, die wegen fehlender Haushaltsmittel vorzeitig beendet wurde. Außerdem ritt er unreitbare Zebras ein.


In seinem Amtsbereich kam es während des großen Maji-Maji Aufstands zu keinen Ausschreitungen. Seine Amtsführung war fürsorglich und ausgesprochen weitsichtig:

War es gefährlich, im Inneren Afrikas zu reisen? „Die Verletzung der Menschenrechte der Eingeborenen führte meist zur Katastrophe, sei es, daß der Europäer dem Eingeborenen sein Eigentum wegnahm, sei es, daß er sich an der Frau des Negers verging, oder infolge von Mißverständnissen, wie er die Sprache nicht verstand, daher die Situation verkannte, sich  bedroht fühlte und mit der Schußwaffe drohte.“

„Ein Beweis, wie richtig es ist, keine Waffe zu tragen! Noch eine Lehre: Immer erst in Ruhe „Schauri“ machen, d.h. verhandeln.“

In die Heimat zurückversetzt, fing er sofort an seine Afrikaquerung mit dem Automobil auf eigene Faust und eigene Rechnung zu planen. Er startete unter einem Decknamen eine Ausschreibung für ein Afrikadurchquerungsautomobil mit 35 cm Bodenfreiheit - den ersten Geländewagen der Welt. Die auf Sonderfahrzeuge spezialisierten Fahrzeugwerke Gaggenau erhielten den Auftrag.

Am 12. März 1907 vermeldete eine Berliner Zeitung: „Ein deutscher Offizier beabsichtigt, Afrika mit dem Automobil zu durchqueren. Er scheint nicht zu wissen, daß es im Hinterland des schwarzen Erdteils weder Benzin noch Öl noch Reifen zu kaufen gib. Der Plan dieses Herrn kommt auf dasselbe heraus, als wolle er eine Reise zum Mond unternehmen...“

Um den Beweis anzutreten, dass seine Ideen keine Spinnereien waren, trat er aus der Armee aus. Damit galt er als Zivilist, der sein Verhalten selbst zu verantworten hat.

In Gaggenau half er beim Zusammenschrauben des Fahrzeugs, um unabhängiger vom Chauffeur zu sein.

Das Fahrzeug verschiffte Paul Graetz nach Dar- Es –Salaam im heutigen Tansania, wo er am 10. August 1907 seine Reise am Postamt begann.   Bereits nach 6 Expeditionstagen platzten bei einer Wasserdurchfahrt alle 4 Zylinder und man musste 3 Monate auf Ersatzteile und einen neuen Chauffeur warten, da der alte Chauffeur sich liebeskrank in eine Löwenbändigerin bereits aus dem Staub gemacht hatte.

Mit Ochsenwagentransporten wurde ein Tankstellennetz und 22 Ersatzteillager - zum Teil als Grab getarnt, um Diebstahl vorzubeugen - vorbereitet. Nach geplatzten Zylindern, abgerissenen Hinterachsen, aus Liebeskummer zu einer Löwenbändigerin geflüchteten Chauffeuren, aufgebrauchten Geldmitteln, Fieberträumen, verdunstetem Benzin, eingestürzten Brücken und oftmals dem Verdursten nahe erreichte Paul Graetz letztendlich nach 630 Tagen, am 01.05.1909, sein Ziel Swakopmund. Die Berliner Zeitung bekam eine Postkarte aus Swakopmund „Bin auf dem Mond angekommen, Paul Graetz“

Wieder nach Deutschland zurückgekehrt wurde er von einer Gesellschaft im Aufbruch als "Star" empfangen.

Er hielt Vorträge mit farbigen Dias in den größten Hallen Europas und prägte das Berliner Nachtleben.

Als Willensmensch, der einmal angefangene Dinge zum Erfolg bringt, standen bei seiner zweiten Expedition die Sponsoren Schlange: Dr. Oetker, Knorr, Löwenbräu, Bahlsen .... Mit dem Expeditionsboot "Sarotti" begann er 1911 die Durchquerung des afrikanischen Kontinents auf dem Wasser. 240 Kilometer wurde das Boot über Land gezogen, 45 Minuten Filmaufnahmen gedreht.  Bei einem Büffelkampf stirbt der französische Kameramann Octave Fieres, Graetz wird schwer verletzt. Mit einem Gürtel, der den Kiefer am Kopf festzurrt, setzt Graetz die Reise durch das Gebiet des sagenumwobenen Bangwelu Sees fort, bis die Mombatuta Fälle in einem Grenzfluss zum Kongo der Expedition ein Ende setzen.

In Deutschland hielt er weitere Vorträge und führte den Expeditionsfilm vor, die ersten Filmaufnahmen aus Zentralafrika. Er gilt damit als Vater aller Multimediavorträge.


Mit einem zweiten Boot querte er 1912 Afrika dann über den Kongofluss.

Seine Diavorträge ermöglichten ihm ein sorgenfreies Leben. Er residierte in den vornehmsten Hotels und hatte eine Dauersuite im Berliner Hotel Adlon. 

Ab 1914 bereitete er eine deutsch-englisch-holländische Luftschiff - Vermessung - Expedition nach Papua-Neuguinea vor. Die Expedition sollte durch eine Vorführung des Expeditions-Luftschiffs auf der Internationalen Weltausstellung 1915 in San Francisco, USA, finanziert werden. Der 1. Weltkrieg und auch eine generelle Undurchführbarkeit verhinderte die Durchführung.

Er war bis 1915 Kommandoführer der Militärfliegerschule und Fokker Flugzeugfabrik in Schwerin, bis er die Knackigkeitsgrenze für Militärpiloten erreichte.  Graetz plante dann sofort für die Zeit nach dem Krieg und gründete mit der Deutschen Aero-Lloyd eine Vorläuferfirma der Lufthansa.

Während seiner Hochzeitsreise nach Südostasien in den 20er Jahren knüpft er als Lobbyist der deutschen Industrie wieder Handelsfäden, gründet die erste Glasfabrik Indonesiens und verkauft Landmaschinen.

Durch Kaisertreue immunisiert wollte Graetz im Dritten Reich nicht in die Partei eintreten und war dafür bereits 1936 kurze Zeit im Gestapo - Gefängnis.

Er heiratete 1941 als 66jähriger seine dritte Ehefrau, die 25jährige Wally Pods, auf dem Standesamt Potsdam -Babelsberg. Knapp ein Jahr später wurde seine Tochter Uta geboren. Den Bombenangriff auf Dresden überlebte die Familie. 

Da Graetz auch in der Sowjetischen Besatzungszone nicht in eine Partei eintreten wollte, erhielt er keine Diavortragsgenehmigung. Aus Dresden musste die Familie Graetz 1949 mit Hilfe der Engländer fliehen, da er im Verdacht stand, wegen seiner guten Englischkenntnisse über den Uranabbau in Wismut zu spionieren.

1950 bereitete er - auf einem Auge fast erblindet - eine dritte Afrikaquerung von Kapstadt nach Kairo mit einem Borgward Fahrzeug und Dehtleffs-Anhänger vor. Die Reise sollte Vergleiche zwischen heute und „damals“ auf allen Gebieten der Wissenschaft und der Wirtschaft ermöglichen. Diesmal mit einem Serienwagen und unter normalen Touristenverhältnissen. Bei der Ausreise von Venedig verletzte sich die Fahrerin Wally Graetz und die Expedition fand nicht statt.  

Die letzten Lebensjahre verbrachte Paul Graetz geistig frisch in seinem Haus "Afrikaruh" in Travemünde.

Auf seinem Grabstein war zu lesen: 

  Paul Graetz africanus

        Carpe Diem 

  25.07.1875 - 16.02.1968

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